Die Erbinnen (Arte)

Eine ältere und eine jüngere Frau schauen sich wohlwollend an, sie sitzen scheinbar auf der Motorhaube eines grünen Autos, im Hintergrund sind Bäume zu sehen

Paraguay 2018 – Regie & Buch: Marcelo Martinessi – 92 Minuten (Spielfilm)

Ich übernehme hier gern den schönen Text von Arte: „Chela und Chiquita, beide jenseits der 60, leben als Paar in einem bürgerlichen Viertel von Asunción. Weil sich Chelas Erbe – von dem sie lange gelebt haben – dem Ende zuneigt, hat Chiquita verschiedentlich Geld geborgt und muss nun als säumige Schuldnerin ins Gefängnis. Für Chela ist das anfangs eine Katastrophe, verlässt sie sich doch schon seit Jahren in allen praktischen Dingen auf die energische Chiquita. Um ein wenig Geld zu verdienen beginnt sie, mit ihrem geerbten 70er-Jahre-Mercedes die alten Damen der Nachbarschaft zu ihren nachmittäglichen Karten- und Klatschrunden zu chauffieren. Dabei lernt Chela auch die lebenslustige, deutlich jüngere Angy kennen, in die sie sich schüchtern verliebt. Als dann Chiquita aus dem Gefängnis entlassen wird, ist zu Hause nichts mehr so wie vorher.
„Die Erbinnen“ erzählt die Geschichte eines Paares, das sich in seinem Milieu und in seiner Beziehung selbst eingekerkert hat; und zeigt, wie ein Ausbruch aus dieser Situation aussehen könnte. Dabei spielt der Begriff des Erbes eine zentrale, schillernde Rolle. Denn „Erbe“ sind nicht nur das Mobiliar und die Kunstgegenstände, die Stück für Stück zu Geld gemacht werden. Erbe bezieht sich auch auf die Wertvorstellungen in Chelas bürgerlichen Zirkeln; auf die Klassengesellschaft, in der das indigene Dienstmädchen zum Hausstand gehört; und generell auf die Gesellschaft in Paraguay, die nach langen Jahren der Diktatur und der Absetzung der ersten demokratischen Regierung noch nicht in ruhige politische Gewässer gefunden hat. Der Ausverkauf des Erbes ist deshalb auch ein großer Schritt der Befreiung.“ (Quelle: Arte)

Das behutsam erzählte Debüt, das 2018 seine Weltpremiere auf der Berlinale feierte und dort auch prämiert wurde, ist nur noch wenige Tage (bis 23.02.2021) in der Arte Mediathek oder diesen Link verfügbar (deutsch synchronisiert). Wer noch ein bisschen mehr zum Film, patriarchale Strukturen und Intersektionalität lesen möchte, wird bei Filmlöwin fündig.

Foto: Die Erbinnen © GRANDFILM

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